Ganz im Zeichen der Freiheit stand das Festliche Konzert des Musikvereins am 25. Jahrestag des Mauerfalls. Die Stücke, die die Dirigenten des Blasorchesters und des Jugendorchesters, Thorsten Reinau und Werner Gerhäuser, ausgesucht hatten, zogen sich dabei durch verschiedene Epochen und Stilrichtungen und beschrieben die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit. Eröffnet wurde das Konzert vom Blasorchester unter der Leitung von Thorsten Reinau mit den majestätischen Klängen aus dem „Feierlichen Einzug der Ritter des Johanniterordens“ von Richard Strauß. In seiner Begrüßung betonte Pfarrer Philip Kampe, dass er sich über die Stückeauswahl zum Thema Freiheit am Jahrestag des Mauerfalls besonders freute – insbesondere weil im Vorfeld des 9. Novembers 1989 zahlreiche Demonstrationen von protestantischen Kirchen ausgegangen waren. Die Sehnsucht nach Freiheit, die die Menschen in der damaligen DDR erfüllte, wurde auch vom Gefangenenchor in Guiseppe Verdis Oper „Nabucco“ besungen. Die bekannte Ouvertüre zur Oper forderte die Musiker mit schnellen Passagen, die in einem furiosen Finale gipfelten. Wie Michael Geßner, der wie gewohnt mit Witz und Charme durch das Programm führte, erläuterte, dienen die festlichen Konzerte des Musikvereins immer wieder jungen Solisten als Plattform, ihr Können auch abseits der Blasmusik unter Beweis zu stellen. Begleitet vom Blasorchester spielte die erst zwölfjährige Alexandra Nutt souverän und einfühlsam die anmutige Melodie von Enrico Tosellis „Serenata“ auf der Geige. Für die nächsten drei Stücke wechselten nun die Musiker des Jugendorchesters auf die Orchesterplätze im Altarraum. Unter der Leitung von Werner Gerhäuser spielten die Jungmusiker zunächst die „Pavane in Blue“, einen langsamen Blues mit Solis für Trompete und Saxofon. Darauf folgte der feierliche „Altböhmische Hl.-Wenzel-Choral“, der das zweitälteste erhalten gebliebene böhmische Lied ist und Ende des 12. Jahrhunderts niedergeschrieben wurde. Als drittes Stück hatte Werner Gerhäuser die Hymne der Wende schlechthin ausgesucht: „Wind of Change“, das im Jahr 1991 von den Scorpions veröffentlicht wurde, beschreibt wie kein anderer Rocksong die Zeitstimmung zum Ende des 80er Jahrzehnts, als mit Glasnost und Perestroika von der Sowjetunion aus die große politische Wende begann. Das bekannte Stück mit der eingängigen Melodie weckte bei vielen Besuchern Erinnerungen an die Zeit des Umbruchs, der in der Wiedervereinigung Deutschlands gipfelte.
Im Anschluss an die Darbietungen des Jugendorchesters entführten die Musiker des Blasorchesters die Zuhörer wieder in die fernere Vergangenheit. Die Renaissance hat die Freiheit des Geistes gebracht, der Mensch wurde sich seiner schöpferischen Möglichkeiten bewusst. Dies spiegelte sich auch in der Musik wieder. Mit „Renaissance Tänze“ präsentierte das Blasorchester ein kontrastreiches Werk, das von den Musikern viel musikalisches Gefühl erforderte, um die Leichtigkeit und Transparenz dieser Musik zu vermitteln. Viel Fingerfertigkeit bewiesen die Musiker bei „Bolero de Concert“, das Thorsten Reinau nach einem Orgelwerk von L:J.A. Lefébure-Wély für Blasorchester arrangiert hatte. Einer der Höhepunkte des Konzerts stellte sicherlich das folgende Stück dar. Mit „Martin Luther“ komponierte Thorsten Reinau ein Stück, das eindrucksvoll Szenen aus dem Leben des großen Reformators beschreibt. Es beginnt liturgisch, Luthers Anfangsjahre im Kloster beschreibend. Danach wird tänzerisch das Leben am Hof beschrieben. Rebellische Passagen veranschaulichen den Beginn der Reformation und gipfeln mit Paukenschlägen im berühmten Thesenanschlag an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Anschließend muss sich Luther vor dem Reichstag zu Worms wortgewaltig rechtfertigen. Dieser Gesangspart wurde von Michael Geßner ausdrucksvoll präsentiert. Katharina von Bora, Luthers Frau beschrieb Thorsten Reinau mit einem gefühlvollen Solo, das von Manfred Hildebrand auf der Klarinette gespielt wurde. Das Werk endete mit dem von Luther komponierte Choral „Eine feste Burg ist unser Gott“. Die Uraufführung der abwechslungsreichen Komposition von Thorsten Reinau wurde vom Publikum mit viel Applaus belohnt. Mit dem letzten Stück des Konzerts gedachten die Musiker unter der Leitung von Thorsten Reinau dem Mauerfall vor 25 Jahren. „Alle Menschen werden Brüder – Berlin, 9. November 1989“ wurde vom Dirigenten des Blasorchesters mit Themen aus dem Finalsatz der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven eigens für den Jahrestag des Mauerfalls komponiert und ebenso wie „Martin Luther“ vom Blasorchester uraufgeführt. Das Publikum belohnte die Musiker und Dirigenten mit anhaltendem Applaus und stehenden Ovationen. Mit den gefühlvollen Passagen zu Katharina von Bora aus „Martin Luther“, die dieses Mal als Oboensolo gespielt wurden und sicherlich bei einigen Zuhörern für Gänsehaut sorgten, bedankten sich die Musiker beim Publikum für den Applaus.
Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle an Pfarrer Philip Kampe und die evangelische Kirchengemeinde, die das Konzert in der Kirche ermöglichten.
Ein Dank auch an das Publikum für die zahlreichen Spenden, die der Jugendarbeit des Vereins zugutekommen.