Geplante und ungeplante Premieren gab es beim festlichen Kirchenkonzert des Musikvereins am vergangenen Sonntag. Eigentlich hatte das Konzert zum Abschiedskonzert des Dirigenten des Blasorchesters, Dietmar Schulze, werden sollen. Nachdem er das Konzertprogramm ausgewählt und mit seinen Musikern in zahlreichen Proben einstudiert hatte, musste er seinen letzten Auftritt beim Musikverein aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen leider kurzfristig absagen. So musste das Konzert erstmals in der Geschichte des Musikvereins ganz kurzfristig von zwei Ersatzdirigenten dirigiert werden, die lediglich die Generalprobe zur Verfügung hatten, um das Konzertprogramm mit dem Orchester durchzuspielen. Vizedirigent Werner Gerhäuser und der ehemalige Dirigent des Blasorchesters, Thorsten Reinau, meisterten ihre unerwartete Aufgabe jedoch mit Bravour, so dass das Konzert auf gewohnt hohem Niveau stattfinden konnte. Glück im Unglück hatte das Orchester dabei aufgrund der Tatsache, dass Thorsten Reinau zur Uraufführung des von ihm komponierten Werkes „Wer die Vergangenheit besucht erntet Tränen“ ohnehin aus dem österreichischen Baden bei Wien nach Linkenheim gekommen war und so als Dirigent zur Verfügung stand.
Eröffnet wurde das Konzert mit dem majestätisch klingenden Werk „Chorale und Jubiloso“ das von Werner Gerhäuser dirigiert wurde und den vollen Klangkörper des Orchesters exzellent zur Geltung kommen ließ. Nach der Begrüßung durch Vorstand Ulrich Radhofer sprach Thorsten Reinau einige erklärende Worte, die die Hintergründe des von ihm komponierten Werkes „Wer die Vergangenheit besucht erntet Tränen“ erläuterten. Das Stück ist ein musikalisches Mahnmal nach einem Kapitel aus dem gleichnamigen Buch von Thorsten Reinaus Schwiegervater Werner Eckard, in dem er seine traumatischen Erinnerungen an eine Führung durch das KZ Buchenwald als 5-jähriger Bub beschreibt. Barbara Schulze-Falck, die mit dem in diesem Jahr verstorbenen Werner Eckard freundschaftlich verbunden und eigens aus Wiesbaden angereist war, las die von Thorsten Reinau musikalisch umschriebenen Passagen aus Eckards Buch und erzeugte mit der Beschreibung der dramatischen Ereignisse im KZ eine beklemmende Stimmung. Mit den letzten Worten setzte das von Thorsten Reinau dirigierte Orchester mit dramatischen und der Situation entsprechenden dissonanten Klängen ein, die die traumatisierenden Geschehnisse vortrefflich beschrieben, an die der 5-jährige Werner Eckard bei seinem Besuch im KZ Buchenwald erinnert wurde. Etwas weniger dramatisch doch dafür nicht weniger fulminant ging es beim nächsten Stück, „Toccata for Band“ zu, bei dem die Musiker in schnellen Passagen eindrucksvoll ihre Fingerfertigkeit bewiesen. Neue Wege ging das Orchester auch mit dem nächsten Stück, „Nerval’s Poems“, bei dem Baritonist Michael Geßner als Gesangssolist auftrat. Begleitet vom Orchester sang er mit sonorer Stimme die französischen Texte zu dem Stück, in dem Jacob de Haan vier Gedichte aus der Sammlung des französischen Dichters Gérard de Nerval beschreibt. Ein festlicher Hymnus, gefolgt von einem rhythmisch temperamentvollen Abschnitt, der von einem Teil mit lyrischer Melodik abgelöst wird und ein Ende mit prächtigen Klängen charakterisierten das vorletzte Stück des offiziellen Teils, „In all its Glory“. Mit einem von Henry Mancini arrangiertes Medley aus Andrew Lloyd Webbers bekannten Musical „Jesus Christ Superstar“ verabschiedeten sich die Musiker und Dirigenten von einem begeisterten Publikum. Als Zugabe gab es nach einigen Dankesworten noch das „Sanctus“ aus der deutschen Messe von Franz Schubert.
Ein ganz besonderer Dank gilt an dieser Stelle den beiden Ersatzdirigenten Werner Gerhäuser und Thorsten Reinau für das prompte Einspringen für ihren verhinderten Kollegen. Danke auch an Dietmar Schulze für die Vorbereitung und natürlich an die Musiker, die in zahlreichen Proben die Stücke einstudierten. Ein besonderer Dank geht auch an die katholische Kirchengemeinde, die durch das zur Verfügung stellen der Kirche für einen würdigen Rahmen für das Konzert sorgten.