Mit einem großen Abschiedskonzert verabschiedete sich Dirigent Thorsten Reinau am vergangenen Sonntag nach siebenjähriger Dirigententätigkeit vom Musikverein „Harmonie“ Linkenheim-Hochstetten. Zahlreiche Freunde und Weggefährten hatten weite Wege auf sich genommen, um den letzten gemeinsamen Auftritt von Thorsten Reinau und seinem Orchester im Bürgerhaus mitzuerleben. Mit anspruchsvollen Werken aus Deutschland, Österreich und Osteuropa boten Dirigent und Orchester dem begeisterten Publikum stimmungsvolle Blasmusik auf höchstem Niveau.
Fulminant eröffnet wurde das Konzert mit dem Stück „Zum Harabisch“, das die Stimmung in einem Dorfgasthaus in Nordmähren im ausgehenden 19. Jahrhundert beschreibt. Wie Vorstand Ulrich Radhofer in seinen Begrüßungsworten erwähnte, hatte das Orchester zur Vorbereitung des Konzerts einigen Aufwand betrieben. Die Basisarbeit zur Konzertvorbereitung wurde dienstags in den Proben von den Vizedirigenten Werner Gerhäuser und Roland Eberle geleistet, da Dirigent Thorsten Reinau bereits seit drei Monaten in der österreichischen Hauptstadt Wien lebt und arbeitet. An zahlreichen Wochenenden machte sich Thorsten Reinau von Wien aus auf den Weg nach Linkenheim, wo den Konzertstücken in intensiver Probenarbeit der Feinschliff verliehen wurde. Auch in der Woche vor dem Konzert blieb Thorsten Reinau im „Ländle“, um mit seinen Musikern noch mehrmals intensiv in Klausur zu gehen.
Am Konzertsonntag machte sich die intensive Probenarbeit bezahlt. Nach einem anspruchsvollen Trompetenkonzert, dessen Solopart von Thorsten Reinau‘s früheren Trompetenlehrer, Wilhelm Zimmermann, übernommen wurde, brachte das Orchester den Zuhörern die aus der Feder von Thorsten Reinau stammende „Kroatische Rhapsodie“ als Uraufführung dar. Mit seiner Komposition, die erst während der Vorbereitungsphase des Konzerts vollendet wurde, will Komponist Reinau die Atmosphäre der teils temperamentvollen und teils melancholischen slawonischen Volksmusik für Blasorchester zugänglich machen. Der begeisterte Applaus, mit dem das Publikum Dirigent und Orchester für die gekonnte Darbietung belohnte, lässt vermuten, dass dieses Werk künftig seinen Platz im Notensortiment vieler Blasorchester finden wird.
Nach der Pause wurde die Fingerfertigkeit des Holzregisters mit der tänzerischen Skizze „Erinnerungen an ein Ballerlebnis“ auf die Probe gestellt. Ein stimmungsvoller Blues, von Regina Wiehr als Trompetensolo vorgetragen, mündete in ein majestätisches Tutti, bei dem das Orchester die Wände im Bürgerhaus erzittern ließ. Dass Thorsten Reinau neben seinen Qualitäten als Dirigent und Komponist auch als Arrangeur auf höchstem Niveau arbeitet, bewiesen er und das Orchester mit einer Bearbeitung von Hans Arno Simons Werk „Reise in die alte Heimat“, das aus der Serie „Eisenbahnromantik“ des SWR bekannt ist. Rhythmische Melodien von Klarinette und Fagott wechselten mit technisch schwierigen Läufen und ließen erahnen wie sich Komponist und Arrangeur die Fahrt der österreichischen Erzbergbahn durch die Steiermark vorstellten. Im Anschluss an die eingängigen Melodien aus der „Frühjahrsparade“ von Robert Stolz beendete das Orchester unter der Leitung von Thorsten Reinau den offiziellen Teil des Abends mit dem Marsch „Gruß aus Wien“.
Vorstand Radhofer dankte Thorsten Reinau in seinen Abschlussworten für sein großes Engagement, mit dem er nicht nur das große Orchester des Musikvereins auf höchstes Niveau gebracht hat, sondern auch in der Jugendarbeit einen wertvollen Beitrag für die Zukunft des Musikvereins geleistet hat. Zum Trost verriet Vorstand Radhofer, dass Thorsten Reinau auch weiterhin die „Kleine Blasmusik“ leiten wird, die sich der Interpretation von böhmischen und mährischen Polkas und Märschen auf höchstem Niveau verschrieben hat.
Das Stichwort „Polka“ läutete die letzte Runde der Darbietungen ein. Für die Zugabe wählte Thorsten Reinau in seinem Abschiedskonzert eine echte böhmische Polka aus, die „Mutenicka-Polka“ des Komponisten Karol Pádivý, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag hätte feiern können. Wie es sich für eine richtige Polka gehört, wurde bei diesem Stück auf die Saxophone verzichtet. Sehr zum Amüsement des Publikums wurde jeder der vier „arbeitslosen“ Musikerinnen ein Gläschen Sekt gereicht, mit dem Sie schon einmal auf das gelungene Konzert anstießen. Mit „Wien wird schön erst bei Nacht“ verabschiedeten sich Dirigent und Orchester am Ende von einem begeisterten Publikum.