Ein wahrhaftes Feuerwerk an böhmischen und mährischen Polkas, Märschen, Walzern und Ländlern präsentierte die KLEINE BLASMUSIK unter der Leitung von Thorsten Reinau am vergangenen Samstag im Bürgerhaus. Schon das erste Stück, der „Gräfinger Marsch“, wurde mit so viel Schwung aufgeführt, dass sich das Publikum auf einen kurzweiligen Abend freuen konnte.
Wie Josef Jiskra in seiner Begrüßung erklärte, präsentierte sich die KLEINE BLASMUSIK an diesem Abend in leicht dezimierter Form, da zwei Posaunisten Krankheits- bzw. Urlaubsbedingt nicht anwesend sein konnten. So war er selbst nicht nur als Ersatzposaunist, sondern auch als Conférencier spontan eingesprungen. Davon, dass die KLEINE BLASMUSIK keinen kompetenteren Ansager als Josef Jiskra hätte finden können, konnte sich das Publikum im Laufe des Abends selbst überzeugen. So konnte der bekannte tschechische Komponist, der von 1979 bis 1999 als Musikdirektor der Stadt Crailsheim aktiv war, mehrere seiner eigenen Kompositionen ankündigen und Hintergrundinformationen aus erster Hand zu den Werken geben. Die Polka „Sedmdesatka“, beispielsweise, schrieb er anlässlich des 70. Geburtstags des bereits verstorbenen Komponisten Karel Vacec. Der Titel bedeutet übersetzt „Zum 70.“ und führt die Serie von Karel Vacecs Polkas „Zum 50.“ Und „Zum 60.“ fort.
Ein besonderes Schmankerl präsentierte die KLEINE BLASMUSIK mit der Polka „Denti di Cavallo“, die Josef Jiskra eigens für den Tenorhorn-Solisten Stefan Franz komponiert hatte. Den Ursprung des Namens hatte Josef Jiskra bereits im letzten Jahr erklärt, als die Polka beim volkstümlichen Konzert uraufgeführt wurde. Für alle, die sich nicht mehr an die damalige Erklärung erinnern können, sei hier noch einmal gesagt, dass der ungewöhnliche Name von einer dem gebogenen Rohr des Tenorhorns ähnlichen Pasta-Sorte herrührt. Der Auftrag von Thorsten Reinau an Josef Jiskra lautete, dass er eine „außergewöhnliche Polka“ für einen „außergewöhlichen Tenorhornisten“ und ein „außergewöhnliches Orchester“ komponieren sollte. Nachsatz: „Sie muss schwer sein!“ Solist Stefan Franz präsentierte das ihm auf den Leib geschriebene Werk locker und gekonnt, was vom Publikum mit viel Applaus belohnt wurde.
Besonderen Anklang fand im ersten Teil auch die „Polka Werner“, die Dirigent Reinau eigens zum Geburtstag von Werner Gerhäuser komponiert hatte. Werner Gerhäuser ist als Fagottist, Flügelhornist und Instrumentenbauer nicht mehr aus den Reihen des Linkenheimer Musikvereins wegzudenken. Auch in der KLEINEN BLASMUSIK wirkt er als Musiker und Instrumenten-Notarzt mit.
In der Pause hatten die Zuhörer Gelegenheit, die CD „Böhmische Kostbarkeiten“ der KLEINEN BLASMUSIK zu erwerben, die diese auf Einladung des Produzenten Anton Borovicka in den Studios des Tschechischen Rundfunks in Prag eingespielt hatten. Auch der zweite Teil des Konzertes ging in der bekannt spritzigen Art weiter, mit der Dirigent Thorsten Reinau seine Musiker leitet. Ein Highlight des zweiten Teils war sicherlich die anmutige „Polka für Helenka“, die Josef Jiskra für seine Tochter Helenka komponiert hatte. Im Sommer wird die „KLEINE BLASMUSIK“ diese Polka in Prag auf CD aufnehmen. Einen Wirbelssturm ließen die Musiker mit Solist Stefan Franz bei der Polka „Tenortornado“ über die Bühne fegen. Dirigent Thorsten Reinau trieb seine Musiker bei dieser Schnellpolka zu einem absoluten Höchsttempo an. Stefan Franz vollbrachte auf seinem Tenorhorn eine wahre Meisterleistung, was den Dirigenten noch zu weiteren Temposteigerungen anspornte. Mit der Polka „Nejmilesji“ (meine Liebste), beendete die KLEINE BLASMUSIK den offiziellen Teil des Abends. Das Publikum spendete begeistert Beifall und rief lautstark nach einer Zugabe. Natürlich ließen sich die Musiker und ihr Dirigent leicht überreden, noch zwei Stücke für das begeisterte Publikum zu spielen.
Alles in allem hat das Konzert mit seinem vielleicht nicht allzu populären Musikstil beim Publikum einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Wesentlich beigetragen haben hierzu natürlich die durchweg hervorragenden Musiker und insbesondere auch Dirigent Thorsten Reinau, dem man in jeder Sekunde anmerkte, dass er sich diesem Musikstil mit Leib und Seele verschrieben hat.