Endlich war es soweit. Erstmalig nach der Renovierung fand das Festliche Konzert des Musikvereins wieder in der evangelischen Kirche in Linkenheim statt. Der Umbau ist wirklich gut gelungen. Ein recht freundliches Ambiente, welches sicher nicht nur zu Konzerten die Besucher erfreut. Das Publikum in den vollbesetzten Reihen war gespannt. Waren doch im Vorfeld bereits große Werke angekündigt.
Die ersten Töne des Konzerts, standesgemäß für eine Kirche, kamen von der Orgel. Nach wenigen Takten wird die Orgel durch ein harmonisches Blechbläserensemble ergänzt. Mal gemeinsam, mal abwechselnd spielen Orgel und Bläser. Diese Echo-Fanfare, komponiert von Gerd Philipp, ein guter Freund des Orchesters, welcher eigens für das Konzert aus Weimar angereist war. Er spielte den Orgelpart auch selbst.
Nach dem Wechselspiel zwischen Orgel und Ensemble, folgte das gesamte Orchester. Finlandia von Jean Sibelius entstand in der Zeit, als Finnland Teil des russischen Reichs war. Die Tondichtung erfreute sich großer Beliebtheit und galt sogar als heimliche Nationalhymne, worauf das Stück zeitweise sogar verboten war. Mit viel Gefühl wechseln leise filigrane Passagen mit wuchtigen dynamischen Ausbrüchen ab. Der klangvolle Raum der Kirche wurde dabei voll ausgefüllt.
Umbau. Vom großen Orchester zurück zu einer eher kammermusikalischen Besetzung. Manfred Hildebrand, selbst Dirigent mehrere Orchester und immer wieder Gast bei der Harmonie spielte, nein lebte das Klarinettenkonzert Nr. 1 von Carl Maria von Weber. Drei Sätze Musikgenuss pur, die eindrucksvoll gezeigt haben, wie vielseitig einsetzbar eine Klarinette sein kann. Mal solistisch, mal im Ensemble. Manfred Hildebrand demonstrierte dies eindrucksvoll. Üben lohnt sich.
Szenenwechsel. Von der großen Bühne vor dem Altar hinauf auf die Empore zur Orgel. Undenkbar ist ein festliches Konzert in einer Kirche ohne den Meister der Kirchen- und Barockmusik, Johann Sebastian Bach. Das Weihnachtsoratorium gehört sicher zu seinen bekanntesten Werken, gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit. Lennart Kolb, auch Solohornist im großen Orchester der Harmonie, konnte mit dem Choral Nr. 64 aus dem Weihnachtsoratorium eindrucksvoll seine solistischen Qualitäten unter Beweis stellen. Unterstützt wurde er von Orgel, Pauken und Blechbläsern.
Nicht nur die Auswahl der Stücke, aber auch der Wechsel der Besetzungen sowie der Aufführungsorte innerhalb der Kirche sorgten für ein kurzweiliges Konzert. Dass kurzweilig nicht immer auch kurze Stücke bedeuten muss, wurde mit „Der Traum des Oenghus“ mehr als deutlich. Sicher eines der anspruchsvollsten, mit rund zwanzig Minuten auch das längste Stück des Konzerts. Das musikalische Poem geht auf eine irische Sage zurück. Dem jungen Königssohn Oenghus erscheint im Traum eine Flötenspielerin, in die er sich verliebt. Von der Musik geführt spielt sich nun alles Weitere im Kopf des Zuhörers ab. Das Stück, mit dem das Orchester in der Woche zuvor noch in der Höchststufe im Konzertwettbewerb des Niederösterreichischen Blasmusikverband in Hollabrunn angetreten ist, verlangte dem Orchester alles ab. Große Klangbilder und höchst anspruchsvolle technische Passagen wechselten sich ab. Gekonnt dargeboten die zahlreiche solistische Einlagen, welche die hohe Qualität des Orchesters unterstrichen.
Szenenwechsel: von der grüne Insel zu den Iguazu Wasserfällen Brasiliens. Mit dem Leitthema „Gabriels Oboe“ aus „The Mission“, komponiert von Ennio Morricone zeigte Birgit Menzel die klangliche Feinheit der Oboe.
Von Brasilien nach Wittenberg, besser bekannt auch als die Lutherstadt. Die musikalische Vertonung des rebellischen Lebens von Martin Luther bildete den krönenden Abschluss eines rundum gelungenen Konzerts und erinnerte an den Thesenanschlag vor 500 Jahren. Mit der Unterstützung von „Martin Luther“ selbst, gesungen von Frieder Gabriel konnte der Musikverein zeigen, auf welchem hohen Niveau und Vielfalt Blasmusik dargeboten werden kann.
Mit zwei Zugaben verabschiedeten sich die Musiker und würden sich freuen, wenn sie auch im nächsten Jahr wieder Gast in dieser wunderschönen Kirche sein dürfen. Recht herzlich bedankt sich der Musikverein auch bei Herrn Pfarrer Kampe, der nicht nur souverän und unterhaltsam durch das Programm führte sondern auch selbst aktiv am Schlagwerk mitwirkte.