Blasmusik in Linkenheim
recherchiert und aufgeschrieben von Helmut Lang
Die Gründungsversammlung des Musikvereins “Harmonie” Linkenheim fand am 30. Mai 1921 statt. Der neue Verein setzte dort einen Meilenstein in einer Entwicklung, die bereits lange vorher begonnen hatte. Schon im Jahre 1775 hatte die Gemeinde ein Gesuch an den Markgrafen gerichtet, in dem um die Genehmigung zur Haltung von Spielleuten gebeten wurde. Der Anlaß dafür war die Einweihung des Denkmals für Georg Adam Lang, dem “Bienenvater”. Inwieweit daraus eine Musikvereinigung entstanden ist, läßt sich nicht nachprüfen, doch ist daraus zu schließen, daß es damals in unserer Gemeinde schon Bürger gegeben hat, die in der Lage waren zu musizieren.
Sicher ist, daß es Ende des vergangenen Jahrhunderts eine Musikkapelle unter dem Namen “Germania” in Linkenheim gegeben hat. Sie war wahrscheinlich der direkte Vorgänger des Musikvereins “Harmonie” Linkenheim, denn beim Volksmusikfest am 24. Juni 1938 in Weingarten wurde lt. Protokoll vom 21. Januar 1938 ein Mitglied des Musikvereins für 40-jährige aktive Musikertätigkeit geehrt. Ein Antrag der “Musikgesellschaft Germania” auf Übernahme in den Musikverein “Harmonie” wurde in einer Versammlung am 5. Juli 1921 beraten. Eine Entscheidung wurde damals nicht getroffen. Auch ist über die weitere Entwicklung nichts bekannt.
Im Gründungsprotokoll vom 30.Mai 1921 im Gasthaus “Krone” heißt es:
“Am heutigen fand nach vorheriger Bekanntgabe eine Versammlung von Musikfreunden im Gasthaus “Krone” hier, zwecks Gründung eines Musikvereins statt. Nach Verlesung der Statuten und sonstiger Erläuterungen traten dem Verein zirka 20 Mann bei. Hierauf wurde zur Wahl der Ausschußmitglieder geschritten und wurden folgende durch Stimmenmehrheit gewählt:
1. Vorstand | August Funk |
2. Vorstand | Otto Lang |
Dirigent | Emil Ratzel |
Schriftführer | Friedrich Schacht |
Kassier | Heinrich Heuser II |
Inventarverwalter | Friedrich Roth |
Instrumentenverwalter | Wilhelm Roth |
Bei der Versammlung am 13. Juni war die Mitgliederzahl bereits auf 34 angewachsen. Der Verein stand nun vor der schwierigen Aufgabe, Instrumente für die zumeist jugendlichen Mitglieder zu beschaffen und dann auch Musikunterricht zu erteilen. Das erforderte ein Kapital, über das der junge Verein nicht verfügte. Es wurde beschlossen, daß jedes Mitglied einen Einsatz von 100,- Mark zu leisten hatte, eine für damalige Verhältnisse hohe Summe. Die Begeisterung war aber offensichtlich so groß, daß der erforderliche Betrag aufgebracht wurde, und die Verwaltung konnte Instrumente beschaffen. Diese wurden am 5. Juli an die ausbildungswilligen Mitglieder verteilt. Weitere sechs Instrumente wurden von Mitgliedern, sowie ein Horn von der Feuerwehrkapelle Graben-Neudorf, zur Verfügung gestellt. Der damalige Dirigent und Musiklehrer Emil Ratzel, eine tüchtige und einsatzbereite Kraft, nahm die Ausbildung mit Begeisterung auf. Offenbar befanden sich auch schon etliche ausgebildete Musiker unter den Aktiven, denn schon am 7. August 1921 fand das Gründungsfest mit einem Konzert in der “Festhalle”, der späteren Turnhalle des Turnvereins in der Bahnhofstraße, statt. Starthilfe hatte auch hier der Musikverein Graben-Neudorf unter seinem Dirigenten Max Täubner, der auch die musikalische Leitung inne hatte, gegeben. Das Protokoll berichtet von einer vollbesetzten Halle und stürmischem Beifall des Publikums, das einige Zugaben forderte.
Das Konzert weckte eine solche Begeisterung, daß der Verein bis zur ersten Jahreshauptversammlung am 23.1.1922 schon 56 aktive und 27 passive Mitglieder aufweisen konnte. In der Folgezeit war die Kapelle auf vielen Festen der örtlichen Vereine ein gern gesehener Gast. Aber auch der Verein wurde von den Entwicklungen der damaligen Zeit gebeutelt. Bei einer Versammlung am 15. Juni 1922 musste über die dringend erforderliche Beschaffung von weiteren Musikinstrumenten beschlossen werden. Geldmittel waren bei der beginnenden Inflation keine vorhanden, so daß neu eintretende Mitglieder sich ihre Instrumente selbst beschaffen mußten. Welche Ausmaße die Geldentwertung damals schon angenommen hatte, kann man daraus ersehen, daß der Mitgliedsbeitrag im Juni 1923 auf 50,- pro Monat erhöht wurde, und für das zu jener Zeit beschaffte Vereinsabzeichen mußte jedes Mitglied 500,- Mark bezahlen.
Bei der Generalversammlung am 29.1.1924 wurde Heinrich Heuser als neuer Vorsitzender gewählt, der dieses Amt am 21. August 1926 wieder an Friedrich Burgstahler abgab, da er im März des Jahres zum Bürgermeister gewählt worden war. Einen weiteren Vorstandswechsel gab es im Jahre 1931, als der Gründungsvorstand August Funk wieder die Führung übernahm. Auf ihn folgte im Januar 1933 Otto Lang, der dieses Amt im Januar 1937 wieder abgab, da er für längere Zeit beruflich abwesend war.
Die Friedensjahre bis 1939 brachten unter der Leitung von Emil Ratzel eine bedeutsame musikalische Aufwärtsentwicklung des Vereins, die sich in den sehr guten Beurteilungen bei Wertungsspielen ausdrückte. Erwähnt sei auch, daß der Verein sich schon bei der Gründung des “Hardt-Musikerverbandes” (dem Vorläufer des heutigen Blasmusikverbandes Karlsruhe) diesem als einer der ersten Musikvereine anschloß und damit seine Aufgeschlossenheit für höhere Anforderungen an die Musikausübung bewies. Auch sonst war der Verein aus dem kulturellen Leben der Gemeinde nicht mehr hinweg zu denken. Die Proben fanden zu jener Zeit im Saal im Obergeschoß des Gasthauses “Krone” zur Verfügung, dessen Pächter unser Ehrenmitglied Karl Metz war. Im Januar 1937 übernahm der 2.Vorsitzende Franz Klumpp den Vorsitz. Ihm war es zu verdanken, daß ein Großteil der Musikinstrumente bei Kriegsende vor dem Verlust gerettet werden konnten, da er sie rechtzeitig in einem sicheren Versteck untergebracht hatte.
Der 2. Weltkrieg brachte eine jähe Unterbrechung des Vereinslebens, da er aus den Reihen der Musiker große Opfer forderte, und da nach dem Krieg alle Vereine aufgelöst wurden. Der frühere Vorsitzende Franz Klumpp rief auf den 12. Oktober 1946 die alten Mitglieder mit dem Ziel der Vereinsneugründung zusammen. Als 1. Vorsitzender wurde Albert Lang gewählt. Er wurde beauftragt, die erforderlichen Schritte bei den zuständigen Behörden zu unternehmen, damit der Vereinsbetrieb bald möglichst wieder aufgenommen werden könne. Seine erste reguläre Versammlung nach der Neugründung hatte der Verein am 9. Februar 1947 im Gasthaus zum Löwen. An diesem Tag wurde der langjährige musikalische Leiter des Vereins, unser unvergessener Emil Ratzel verabschiedet. Der damalige Ehrenvorstand Heinrich Heuser dankte ihm für die aufopferungsvolle Tätigkeit, die er in den Jahren seit der Gründung im Jahre 1921 geleistet hatte, und ernannte ihn im Auftrag der Mitglieder zum Ehrendirigenten. Ebenso verabschiedete er Franz Klumpp, den bisherigen 1.Vorsitzenden mit Dankesworten als den Mann, dessen Einsatz es zu verdanken war, daß die Kapelle in der Lage war weiter zu bestehen.
Als Nachfolger von Emil Ratzel konnte als Dirigent in Helmut Zimmermann ein neuer, fähiger Mann gefunden werden, der den Verein jedoch 1948, nach einem Jahr Dirigententätigkeit, wieder verließ. Sein Nachfolger wurde Adolf Heuser aus Hochstetten, der den Verein in musikalischer Hinsicht außerordentlich förderte.
Einen Vorstandswechsel hatte es
Im Jahre 1949 gab es wieder einen Vorstandswechsel, Artur Ratzel, der Sohn des früheren Dirigenten Emil Ratzel, übernahm dieses Amt von Albert Lang. Im selben Jahr erfolgte auch der Beitritt zum neu gegründeten “Bund Süddeutscher Volksmusik”. In den folgenden Jahren, als die allgemeine Vereinstätigkeit wieder auflebte und vermehrt Veranstaltungen durch geführt wurden, war die Kapelle wieder ein gefragter Gast bei vielerlei Anlässen. Platzkonzerte an verschiedenen Stellen innerhalb des Ortes wurden fast jährlich durchgeführt. Selbstverständlich gehörten auch Besuche bei befreundeten Vereinen sowie die Mitwirkung bei Wertungsspielen zum Programm. Die langsam besser werdenden Zeiten ermöglichten es im Juli 1950 zwei Jugendausbilder (Heinrich Früh und Adolf Heuser jun.) zu verpflichten, und damit konnte auch wieder vermehrt die Jugend gefördert werden.
Nachdem das 25-jährige Jubiläum des Vereins dem Krieg zum Opfer gefallen war, wurde beschlossen, das 30-jährige Bestehen vom 9.- 11. Juni 1951 zu feiern. Im Protokoll vom 20. Januar ist vermerkt, daß man das Fest der Zeit entsprechend in einem bescheidenen Rahmen durchführen wollte, es wurde aber zu einer großen Demonstration für die Volksmusik Das Festbankett fand in der Dreschhalle in der Bahnhofstraße statt. Im abschließenden Bericht ist vermerkt, daß zu Festbeginn die Halle bis auf den letzten Platz besetzt war (ca. 600 – 800 Gäste). Den Festabend gestalteten der Musikverein sowie der Gesangverein Sängerbund, eine Turnriege des Turnvereins sowie die befreundeten Musikvereine aus Hochstetten, Eggenstein und Neudorf.
Den Auftakt am Sonntag machte die Kapelle mit einem Morgenkonzert. Beim Festzug am Nachmittag nahmen fast alle örtlichen Vereine teil, den anschließenden musikalischen Teil bestritten die Musikvereine aus Hochstetten, Graben, Neureut, Liedolsheim, Spöck und Rußheim. Am Sonntag- und Montagabend konnte dann unter den Klängen der gastgebenden Kapelle ausgiebig getanzt werden. Fazit im Protokoll: “In den frühen Morgenstunden des Dienstag nahm dann das frohe und stimmungsvolle Fest seinen Abschluß. Das Fest hinterließ bei der Bevölkerung einen sehr guten Eindruck”.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch folgendes: Im Protokoll der folgenden Versammlung wurde bekanntgegeben, daß der Umsatz beim Fest etwa 4.000,- DM betragen habe mit einem Gewinn von ca. 1.000,- DM. “Dieser Gewinn überstieg erheblich die Einnahmen der letzten Jahre”.
Am 18. November 1951 fand im Gasthaus zum Adler eine Gruppentagung unter dem Vorsitz des Verbandsvorsitzenden Friedrich Hohn statt. Bei dieser Tagung schlossen sich die Musikvereine Eggenstein, Neureut, Hochstellen und Linkenheim zu einer Gruppe innerhalb des Verbandes zusammen. Von diesem Zusammenschluß erhoffte man sich eine bessere gegenseitige Unterstützung und eine harmonische Zusammenarbeit, so die Einschätzung der Vereinsverantwortlichen. Ein erstes gemeinsames Gruppenkonzert fand dann am 14. März 1954 im Adlersaal in Linkenheim statt.
Zum Ende des Jahres 1953 mußte Adolf Heuser aus beruflichen Gründen den Dirigentenstab niederlegen. Sein Amt übernahm nun Artur Ratzel, bisher 1. Vorsitzender, den Vorsitz übernahm sein Bruder, Robert Ratzel.
Am 23.5.1954 beschloß der Verein den Austritt aus dem “Bund süddeutscher Volksmusiker” und Eintritt in den neu gegründeten Volksmusikverband Baden-Pfalz.
Vom 30.6. – 2.7. 1956 feierte der Verein sein 35-jähriges Stiftungsfest, verbunden mit dem Bezirksmusikfest des Bezirks “Untere Hardt”. Im Jahre 1956 gab es Bemühungen, den Verein in die Feuerwehr aufzunehmen und als Feuerwehrkapelle weiterzuführen. Es wurden verschiedene Satzungsvorschläge ausgearbeitet, das Vorhaben verlief jedoch im Sande.
1958 übernahm Edmund Zwecker das Amt des Vorstands von Robert Ratzel. Im selben Jahr wurde auch das Dirgentenamt von Heinrich Nees, dem späteren Bezirksvorsitzenden, übernommen. Ab 1959 führte dann Wilhelm Metz den Verein, und Artur Ratzel übernahm wieder das Dirigentenamt. Nachdem im September 1960 der bisherige 2. Vorsitzende Willi Hermann den Vorsitz übernommen hatte, kam das Vereinsschiff wieder in ruhigeres Fahrwasser.
Im Jahr 1961 wurde das 40-jährige Bestehen des Vereins in Verbindung mit dem Bezirksmusikfest vom 8.- 10. Juni gefeiert. Bei diesem Fest zeichnete der damalige Verbandspräsident Friedrich Hohn drei Musiker, nämlich Ehrenvorstand August Funk sowie Wilhelm und Fritz Burgstahler für 50-jährige aktive Tätigkeit mit der goldenen Verbandsehrennadel aus. Ein weiterer Hinweis dafür, daß bereits vor der Gründung des Musikvereins Harmonie eine Musikvereinigung in unserer Gemeinde bestanden haben muß.
Nach dem Krieg wechselte des Probenlokal mehrfach, wodurch immer wieder der Wunsch nach einem eigenen Probenlokal laut wurde. Wegen fehlender Probenmöglichkeit für die Jugendkapelle erklärte sich z.B. am 13.9.1961 Mitglied Erich Zorn (Café Zorn) bereit, sein Wohnzimmer den Nachwuchsmusikern als Probenlokal zur Verfügung zu stellen. Erste konkrete Schritte zum Bau eines Vereinsheimes wurden bei der Ausschußsitzung am 31.1.1962 unternommen. Man war sich darüber im klaren, daß dies gewaltige finanzielle Belastungen bringen würde. Trotzdem fiel der Beschluß an die entsprechenden Mitglieder heranzutreten und einen Plan fertigen zu lassen. In der Sitzung vom 3.4.1962 wurde der Plan dann wieder aufgegeben, da die entstehenden Kosten für den Verein nicht tragbar waren, und keine Sponsoren gefunden werden konnten.
Die Protokolle beweisen, daß die Gründung einer Jugendkapelle seit vielen Jahren angestrebt wurde, die ausgebildeten Jugendlichen aber immer direkt in die Seniorenkapelle übernommen wurden. Im Jahre 1964 war es dann soweit, daß die 11 Jugendlichen in Ausbildung den Grundstock einer Jugendkapelle bildeten. Als Ausbilder konnte Herr Bela Filipan gewonnen werden. Schon nach wenigen Übungsstunden war Dank der guten Ausbildung durch Ihn die Zahl der Schüler auf 18 angewachsen. Finanzielle Probleme kamen nun auf den Verein durch den Kauf von 2 Trompeten, 2 Flügelhörnern, 2 Tenorhörnern und 1 Bariton zu, die aber durch einen Zuschuß der Gemeinde überwunden wurden.
Bei der Generalversammlung am 8.1.1965 mußte Artur Ratzel sein Dirigentenamt aus gesundheitlichen Gründen aufgeben, sein Nachfolger wurde Kapellmeister Max Konrad aus Karlsruhe. Artur Ratzel wurde für seine großen Verdienste zum Ehrendirigenten ernannt.
Die Gemeinde Linkenheim hat im selben Jahr eine Partnerschaft mit der lothringischen Stadt Jarny geschlossen. Bei dem Festakt an Pfingsten in Jarny war auch der Musikverein durch eine Abordnung vertreten. Bei dieser Gelegenheit wurden die ersten Kontakte mit der dortigen Stadtkapelle aufgenommen, mit dem Ziel von gegenseitigen Besuchen. Schon am 30. Oktober statteten die Musiker aus Jarny mit insgesamt 115 Personen dem Musikverein den ersten Besuch ab, und am Nachmittag fand in der Turnhalle in der Bahnhofstraße ein Konzert der beiden Kapellen statt. Am Abend traf man sich zum besseren Kennenlernen im Vereinslokal “Adler” zu einem Kameradschaftsabend mit Tanz. Dies war der Beginn zahlreicher gegenseitiger Besuche.
Ein Höhepunkt war im Jahre 1967 anläßlich der Bundesgartenschau in Karlsruhe das Konzert auf der Seebühne. 1969 folgte auch eine Rundfunksendung im Rahmen der Sendereihe “Mit Volksmusik ins Land hinaus”.
Nachdem sich der Verein in den Jahren 1960 bis 1970 gut konsolidiert hatte, bahnte sich ein Großereignis, nämlich das 50-jährige Jubiläum im Jahre 1971 an. Entsprechend umfangreich waren die Vorbereitungen. Das Festjahr begann am 14. März mit einem Konzert in der Schulturnhalle. Als Gastkapelle wirkte der Musikverein Liedolsheim mit. Am 9. Mai folgte ein Ehrenabend unter Mitwirkung des Gesangvereins “Sängerbund” in der Schulturnhalle. Eine Woche nach dem Ehrenabend nahm die Kapelle am Bundesmusikfest in Karlsruhe teil. Außerdem war der Verein Gastgeber eines Teils der “Königlichen Harmonie” aus Osthooven in Belgien. Das Jubiläumsfest verbunden mit dem Bezirksmusikfest des Bezirks “Untere Hardt” fand vom 17.-19. Juli in einem großen Festzelt bei der Radrennbahn mit insgesamt 15 Gastkapellen, darunter auch unsere Musikfreunde aus Jarny, statt. Den Abschluß des Festjahres bildete ein Kameradschaftsabend in der Turnhalle des Turnvereins mit einem phantastischen kalten Buffet Das Jubiläumsfest hatte dem Verein einen guten finanziellen Rückhalt verschafft. Es war deshalb kein Wunder, daß die Frage eines eigenen Vereinsheimes wieder zur Sprache kam. Der Verein hatte zwar seit mehreren Jahren einen Saal in der alten Schule hinter dem Rathaus zur Verfügung, die räumlichen Verhältnisse waren trotzdem sehr beengt. Es wurden viele Pläne gemacht, aber sie zerschlugen sich letztlich wieder an der Standortfrage.
Nachdem im Jahre 1975 die Gemeindereform anstand, wurden alle Anstrengungen unternommen, um vorher noch in den Besitz eines geeigneten Platzes zu kommen, da sämtlichen Vereinen, die ein Gemeindegrundstück nutzten, das Gelände als Eigentum überschrieben wurde. Der Musikverein glaubte schon leer auszugehen, da man keine Chance sah, nach der Reform ähnlich großzügig behandelt zu werden. Der damalige Vorsitzende Helmut Lang führte als Gemeinderat nochmals ein Gespräch mit Bürgermeister Nees, worauf dieser das demnächst freiwerdende Postamt in der Karlsruher Straße anbot. Eine Überprüfung der Räumlichkeiten ergab, daß das vorhandene Gebäude nur mit einem zusätzlichen Anbau die Bedürfnisse erfüllen konnte. Nachdem seitens der Gemeinde dann die Zusage gemacht wurde, daß ein Anbau erstellt werden dürfe, griff man zu. Bei einer Sondersitzung am 30. 12. 1974 beschloß der Gemeinderat, dem Musikverein das Gebäude samt zusätzlichem Platz für den zu erstellenden Anbau zu übereignen. Damit waren die Weichen für die Verwirklichung eines eigenen Vereinsheimes gestellt.
Bei der Generalversammlung am 5. 1. 1975 wurde Willy Herrmann Nachfolger des bisherige 1. Vorsitzenden, der nicht mehr zur Wahl antrat. Helmut Lang übernahm statt dessen die Planung und Bauleitung des Musikerheimes. Bei der Ausschußsitzung am 3. Februar konnte er einen Plan vorlegen, der von der Verwaltung sofort akzeptiert wurde. Er sah im rückwärtigen Teil des bestehenden Gebäudes einen Anbau mit einem Saal von 150 qm und weiteren drei Übungsräumen und einem Heizraum im Untergeschoß vor. Im alten Gebäudeteil waren noch Gastraum, Küche, Sitzungszimmer, Büro sowie ein Geräteraum untergebracht. Außerdem wurde vorgesehen, im Dachgeschoß eine Wohnung auszubauen. Da die Post das Gebäude erst einJahr später räumte, wurde mit den vorbereitenden Arbeiten erst am 2. April 1976 begonnen. Am 2. Mai war die Baugrube ausgehoben, und mit einem unvorstellbaren Arbeitseifer der Mitglieder wurden die Arbeiten so vorangetrieben, daß schon am 29. Juni das Richtfest gefeiert werden konnte. An Silvester 1976 waren die Innenausbauarbeiten schon so weit fortgeschritten, daß man einen Kameradschaftsabend für die am Bau beteiligten Mitglieder im eigenen Heim veranstalten konnte. Die restlichen Arbeiten zogen sich noch bis zum Frühjahr 1977 hin. Die Einweihung fand am 23. April statt. Nun trat spontan eine allgemeine Aufwärtsentwicklung ein, denn schon am “Tag der offenen Tür” am 24.April meldeten sich über 40 Jugendliche zum Musikunterricht an, mehr als man je zu träumen wagte.
Nachdem im Jahre 1976 war unser Dirigent Max Konrad verstorben war übernahm nun Ignaz Patschek dieses Amt.
Ein wichtiger Meilenstein war im Jahre 1977 zu verzeichnen. Es wurde auch in Verbandskreisen darüber geklagt, daß der Verband bzw. die einzelnen Vereine nicht als Träger der freien Jugendpflege anerkannt waren. Der frühere Vorsitzende Helmut Lang unternahm einen Alleingang und schaffte es auch, daß unser Verein, als erster im ganzen Verbandsbereich, als Träger der freien Jugendpflege anerkannt wurde. Das hatte auch gleich finanzielle Vorteile in der Form, daß vom Landkreis Karlsruhe und vom Regierungspräsidium für das neu erstellte Musikerheim ein Zuschuß von fast 50.000 DM für Jugendräume gewährt wurde.
Das Protokoll der Ausschußsitzung vom 01. 09. 1975 berichtet über eine Anfrage des Musikvereins Hochstetten in der dessen 1. Vorsitzender mitteilte, daß der Verein den Probenbetrieb eingestellt habe und anfragte, ob der MV Linkenheim bereit wäre, mit dem MV Hochstetten zu fusionieren. Der Ausschuß stand diesem Angebot positiv gegenüber und beschloß eine Ausschußsitzung am 29.9. zusammen mit den Verwaltungsmitgliedern aus Hochstetten. Das Ergebnis der Sitzung war, daß von beiden Seiten eine Fusion angestrebt wurde. Es wurde auch beschlossen, daß ab sofort die beiden Kapellen ihre Proben gemeinsam abhalten, was problemlos möglich war, da beide Kapellen vom gleichen Dirigenten, Max Konrad, geleitet wurden. In der Versammlung am 07.11.1975 wurde ein “Fusionsgremium” gebildet, das die rechtlichen Fragen einer Fusion klären sollte.
In der Generalversammlung am 5. Januar 1976 gab der Vorsitzende die in einem Brief niedergelegten rechtlichen Vorschriften bekannt, unter denen eine Fusion möglich wäre. 50 Mitglieder erklärten sich damit einverstanden, Zwei stimmten dagegen und Neun enthielten sich der Stimme. Bei einer außerordentlichen Versammlung am 23. September 1976 konnte der 1. Vorsitzende Willy Herrmann den Mitgliedern den ausgearbeiteten Fusionsvertrag bekanntgeben und zur Diskussion stellen. Bei der anschließenden Abstimmung sprachen sich 32 Mitglieder für einen Zusammenschluß mit Hochstetten aus, Zwei enthielten sich der Stimme. Damit war von Linkenheimer Seite aus der Grundstein gelegt für den Musikverein “Harmonie” Linkenheim-Hochstetten.
Damit endet nun die Chronik des Musikvereins Linkenheim.
Ehrenvorstände | Ehrendirigenten | ||
Heinrich Heuser | August Funk | Emil Ratzel | Artur Ratzel |
Vorstände | Dirigenten | ||
1921- 1924 | August Funk | 1921 – 1947 | Emil Ratzel |
1924 – 1926 | Heinrich Heuser | 1947 – 1948 | Helmut Zimmermann |
1926 – 1931 | Friedrich Burgstahler | 1948 – 1954 | Adolf Heuser |
1931 – 1932 | August Funk | 1954 -1957 | Artur Ratzel |
1933 – 1936 | Otto Lang | 1958 | Heinrich Nees |
1936 – 1946 | Franz Klumpp | 1959 – 1965 | Artur Ratzel |
1946 – 1949 | Albert Lang III | 1965 – 1976 | Max Konrad |
1949 – 1954 | Artur Ratzel | ||
1954 – 1957 | Robert Ratzel | ||
1958 | Edmund Zwecker | ||
1959 | Wilhelm Metz | ||
1960 – 1966 | Willi Herrmann | ||
1966 – 1975 | Helmut Lang | ||
1975 – 1978 | Willi Herrmann |